(18. Mai 2022) – Was wäre Pompei resp. Pompeji ohne den Vesuv? 🌋🖖🏻 Niemals wäre die kleine Stadt am Golf von Neapel so bekannt geworden, wäre nicht der berühmte Feuerberg anno 79 n. Chr. ausgebrochen und hätte diese unter seinen Asche- und Staublawinen begraben. Ich bin irgendwie ganz benommen. Zwar werde ich erst genau 1.900 Jahre später geboren, aber dieses Ausbruchsjahr macht irgendwas mit mir.
Der Regionalbus spuckt mich und all die anderen Touristen genau auf der 1.000-Höhenmeter-Marke (quota mille) aus und ich erklimme die letzten 281 Höhenmeter bis zum Kraterrand zu Fuß; das kostet btw 10 Euro. Serpentine für Serpentine wird mir bewusst, dass ich mich – neben den Phlegräischen Feldern – auf dem gefährlichsten Vulkan Europas befinde. Ich muss schlucken. Ganz wohl fühle ich mich nicht dabei, bin aber getrieben von meinem Ehrgeiz mal in den Vesuv-Krater (immerhin 300 imposante Meter tief!) zu blicken. Oben angekommen, versichert mir der Guide, der offensichtlich meine Gedanken lesen kann, dass der Vulkan in den nächsten zwei Stunden mal mit Sicherheit nicht ausbrechen würde – denn das hätte dieser schon „längst” angekündigt. Was auch immer hier „längst” heißen soll.
Vulkane! Sie sind spätestens seit Fuerteventura meine neueste Leidenschaft. Ich besorge mir sogar ein GEO-Magazin, wo ich alles Wissenswerte über Vulkanismus nachlesen kann. Das ist natürlich am Vesuv auch mit dabei. Der Krater bzw. die gesamte Situation da oben wirkt ein bisschen skurril. Alle paar hundert Meter steht eine Imbissbude und will Kaffee, Rotwein, Pizzaschnitten und kleine, aus Lava- und Vulkangestein geformte Maradona-Büsten an den Mann/die Frau bringen.
Sicher kann man sich hinsichtlich des nächsten Ausbruchs IMHO nie sein. Wir haben das alle erst 2021 mit dem Vulkan auf La Palma (via Medien mit-)erlebt, als dieser die gesamte Umgebung unter Asche begraben hat. Auch hier wusste man die Eruption nicht vorherzusagen. Im GEO lese ich, dass sich Vulkane in anderen Zeiträumen als Menschen bewegen – konkret sagt eine Vulkanologin im Interview: “Wir bewegen uns in geologischen und nicht in menschlichen Zeitskalen” (S. 38). Spannend finde ich auch, dass laut dieser Reportage eine Bedrohung für die Menschen, die in den betroffenen Gebieten wohnen, “Teil des Lebensrisikos” darstellt (S. 52) – niemand habe hier je einen Ausbruch erlebt, weshalb ein solcher nicht im kollektiven Gedächtnis verankert sei. Puh! Ich muss schlucken, ich würde mich jeden Tag so ansch💩ßen vor lauter Angst und nur jedes Grummeln/Grollen/Donnern und Gewittern als ultimatives Alarmsignal werten.
Lange halte ich mich oben auf. Es ist recht dunstig, deswegen ist die Aus- bzw. Fernsicht nicht gar so gut. Oben entschließe ich mich kurzerhand – weil es eh auf der Strecke liegt – auch noch Herkulaneum/Ercolano zu besuchen; dabei handelt es sich um eine der besterhaltenen archäologischen Ausgrabungsstätten weltweit und angeblich schlummern unter der modernen Stadt noch große Teile der antiken. Ausgerechnet an diesem Tag aber ist das Ausgrabungsgelände, in dem sämtliche Funde noch viel besser erhalten sind als in Pompeji, geschlossen. Also raste ich mich mal bei einem Insalata Caprese alla napoletana 🥗 aus. Den Weg zum Bahnhof, der direkt am Wasser liegt. bestreite ich zu Fuß und komme dabei noch an recht ansehnlichen Villen vorbei.
Die fruchtbare Gegend rund um den Vulkan ist unübersehbar (überall blüht es, Gemüse und Wein werden angebaut) und damit ist es nicht verwunderlich, dass der Feuerberg, so viel Gefahr auch von ihm ausgeht, Massen an Touristen anzieht.
Nachtrag (Juli 2022): Bitte so nicht!