(19. Mai 2022) – Seit meinem Aufenthalt in Rom in den späten 90ern sind große Amphitheater ein Must See für mich. Ergo steht auch auch Pompeji auf meiner To do-List! Dorthin komme ich mit der Vorortelinie „Linea Circumvesuviana“. Das Städtchen selbst ist – sieht man von der Touristenmeile direkt vor dem Archälogiepark ab – recht ruhig, fast unscheinbar.
Einzig mitten im Zentrum steht eine wunderschöne Wallfahrtskirche, die Aufsehen erregt, gleich daneben ein 80 Meter hoher Campanile; hätte mich gefreut, einen Blick von oben auf die Stadt und die Ausgrabungen zu bekommen – leider war er aufgrund von COVID nicht zugänglich.
Völlig überraschend und unerwartet ist der Vulkan also im Jahr 79 n. Chr. ausgebrochen und hat die Städte Pompeji und Herkulaneum unter Asche, Schlamm und Lava unter sich begraben und somit konserviert. Erst im 18. Jahrhundert wurde(n) die Stätte(n), zu Zeiten der römischen Bewohner luxuriös, wohlhabend und lebendig, wiederentdeckt. Die Bewohner waren absolut unvorbereitet – angeblich wusste niemand, dass es sich bei dem Berg um einen Vulkan handelt -, für uns heute wird dadurch allerdings ein wunderbares Zeitfenster in den damaligen Alltag geöffnet. Pompeji lag vor den Ausgrabungen unter einer 7 Meter hohen Ascheschicht, Herkulaneum gar unter 20 Metern 😲, erzählt der Guide bei der Tour am Vesuv.
Da das antike Theater in Pompeji (20.000 Personen Fassungsraum) als das älteste erhaltene römische Amphitheater gilt, muss ich einfach hin! Ich steh auf Amphitheater! So hat mich mein persönlicher “Amphitheater-Tourismus” schon an viele Orte gebracht, u.a. nach Orange, nach Arles, nach Pula, nach Ephesos, nach Athen und zu etlichen kleineren Theatern und Ausgrabungsstätten auf sämtlichen griechischen Inseln.
Pompeji hat gleich drei Theater: 1 großes Amphitheater für Gladiatorenkämpfe und zwei andere für Komödien und Tragödien (beide im Theater-Viertel).
Im Schatten des Vesuv
Insgesamt halte ich mich 1 1/2 Tage im Areal auf. Es fasziniert mich, auf den alten Straßen und ihren erhöhten Trittsteinen zu wandeln. Am zweiten Tag freunde ich mich mit Günther an; er verfolgt mich seit ich den Eingang passiert habe. Später stellt sich heraus, dass er sich wegen meines deutschsprachigen Reiseführers an mich geheftet und einfach Kontakt gesucht hat; er ist bereits Mitte 70, kommt aus Bayern und reist gerade alleine im Wohnmobil durch Süditalien. Gemeinsam erkunden wir also die aschekonservierten Überbleibsel der Stadt, die nicht wenige sind, und unterhalten uns über Gott und die Welt. Immer noch werden bei Ausgrabungen sensationelle Fundstücke, ja ganze Zimmer zutage gebracht.
Auch Pompejis Wände sind voll mit Graffiti, Fresken und Wandmalereien – diese sind in erster Linie in den wohlhabenden Häusern zu finden, die auch über recht respektierliche Gärten “hintenaus” verfügen.
Sexuell freizügiges Pompeji
“Ganz Pompeji ist voll von erotischen und sinnlichen Darstellungen”, so der Leiter des Archäologieparks im Interview mit SPIEGEL Geschichte. “Für spätere Beobachter war diese Allgegenwart schockierend […] In vielen Häusern, auch in öffentlichen Gebäuden und Heiligtümern, fand man Darstellungen nackter Körper, teils auch sehr explizite sexuelle Szenen.”
Ich bin auch erstaunt! Da bekommt man einiges an Körpern zu sehen, zum Teil mit anatomisch unreal großen Geschlechtsteilen ausgestattet. Bumm!
Bleiben wir beim Stichwort Körper: Der völlig unerwartet Vulkanausbruch hat dafür gesorgt, dass – Schätzungen zufolge – ca. 2000 Menschen dabei ums Leben gekommen sind. Deren Körper haben Hohlräume hinterlassen, die mit Gips ausgegossen wurden; und genau diese Abgüsse werden der Nachwelt nun in ihrem Sterbemoment präsentiert. Seit 1997 gilt Pompeji als Weltkulturerbe.
Mein Fazit: Auf nach Pompeji/Pompei! Dort muss man definitiv gewesen sein!
Nachtrag (Jun. 2022): Nicht nur Menschen werden gefunden 🐢