Jambo! (Hallo! auf Kisuaheli). Kenias Hauptstadt Nairobi empfängt uns wohltemperiert. Um 8 Uhr morgens hat es angenehme 17 Grad, untertags heizt die Sonne aber gut auf. Was uns sofort auffällt und ein bisschen stutzig macht: Während wir schwitzen, tragen die Stadtbewohner:innern hier dicke Wollmützen. Im Juli und August ist es hier am kältesten und die Temperaturen sind in der Stadt überraschend frisch. Uns ist dennoch recht warm. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft (Gracia Gardens) fahren wir gefühlt durch ganz Nairobi. Dort angekommen empfängt uns bereits Claus, unser lokaler Reiseveranstalter. Und wir sichten erste (noch recht ungefährliche) Tiere und Pflanzen.
Mit seiner kleinen Agentur Foothill Wild Expeditions! hat Claus sich in Nairobi selbstständig gemacht; im Vorfeld des Urlaubs hat er mit uns unsere individuelle Route erarbeitet, ist auf unsere Wünsche eingegangen und hat uns wirklich feine Unterkünfte ausgesucht. Gefunden hat ihn Astrid über Evaneos, eine Plattform, die sich – in Zusammenarbeit mit lokalen Agenturen – auf nachhaltiges Reisen spezialisiert hat. Und es soll sich herausstellen, dass wir hier großes Glück haben: Wir sind die einzigen, die sich zu diesem Zeitpunkt für genau diese Reise interessieren und kommen daher in den Genuss, die ganze Safari-Zeit nur zu zweit in einem Safari-Fahrzeug, das eigentlich für 10 bis 12 Personen ausgelegt ist, zu verbringen. Ken, unseren Guide und Lenker in Personalunion, lernen wir etwas später kennen. Er ist jedenfalls ein extrem freundlicher Kenianer, der uns viel über das Land erzählen und uns auf alles, was sich außerhalb des Autos tut (Tiere, Menschen, Gegenden) aufmerksam machen wird. Unser “Ken” ist ebenso ein Jackpot.
Noch sind wir aber in Nairobi. Und die ostafrikanische Großstadt hat es in sich: Viel Verkehr, viele Menschen, viele Hochhäuser, viele Elektronik-Geschäfte, viele Buchverkaufsstände, viel Staub, aber auch viel Grün zwischendrin. Nach einem kurzen Schläfchen am Vormittag bewegen wir uns wieder Richtung Innenstadt. Wie es der Zufall so will, sind wir genau am 7. August hier und besuchen daher den “August 7th Memorial Park” im City Center: Vor 25 Jahren (1998) kamen hier über 220 kenianische Zivilist:innen bei einem Bombenanschlag der Al-Qaida ums Leben. Im Park fand kurz vor unserer Ankunft eine Gedenkfeier statt. Wir sehen leider nur mehr die letzten Reste davon.
Um einen ersten Eindruck von Nairobi zu gewinnen, schlendern wir entlang der Kenyatta Avenue, eine der Hauptstraßen, durch die Stadt und decken uns dort mit Kenya Shillings (KES) ein. Endlich wieder Schillinge! Ich stelle fest, dass ich sofort wieder zum Umrechnen beginne. Lösen die KES in meiner Hand etwa eine Schilling-Nostalgie in mir aus? Umgerechnet ergeben 1000 KES Schillinge 7 EUR, also knapp 91 ATS.
Schon bald fahren wir müde, aber mit vollem Bauch (wir haben um nur wenige KES früh und sehr gut zu Abend gegessen) mit dem Taxi retour ins Hotel. Laut Claus sollte man – wie überall auf der Welt – “in kenianischen Städten und Ortschaften ein vernünftiges Maß an Vorsicht walten lassen”, d.h. auf den Hauptstraßen bleiben, Taschen und Rucksäcke sowie die Kameraausrüstung stets im Auge behalten und keine großen Geldsummen mit sich rumschleppen. Letzteres macht uns doch ein bisschen nervös, denn jede von uns führt nach dem Geldwechsel ein kleines Vermögen von fast 45.000 Kenia-Schilling (rd. 300 Euro) mit sich.
Dass die Stadt von Einwohner:innen und Besucher:innen scherzhaft auch “Nairobbery” (1) genannt wird, lässt darauf schließen, dass in der Stadt mit Diebstählen und Überfällen zu rechnen ist. Tatsächlich kommen uns im Gedränge der Straßen zwielichtige Personen unangenehm nahe. Klar, in Nairobi sind Astrid und ich auffällig und ganz eindeutig als Tourist:innen einzustufen.
Wir müssen uns einfach erst eingrooven. Das war ja auch erst Tag 1.
Funfact zu Nairobi: Angeblich gibt es in der Stadt einen “Moskitobeauftragten”; Moskitos schwirren hier zwischen 19 und 22:30 Uhr: wir werden uns also ausgiebig und vorsorglich mit No-Bite eindüfteln!
(1) “Nairobbery” ist ein Wortspiel und setzt sich aus den Wörtern “Nairobi” und “robbery” (englisch für “Raub” oder “Diebstahl”) zusammen.