(Nachtrag; 18./19. April) – Seit Dienstag Nachmittag bin ich im Feenland. HOGSBACK (zu deutsch: Schweinerücken) liegt inmitten der “Amathola Mountains” und ist einfach nur wunderschön. Die frische Luft, die grünen Wälder, die Kühe, die Hostel-Hunde und -Katzen – ja, ich fühl mich angekommen!
Von East London, dem Gateway zur “Wild Coast”, aus ging es mit dem Shuttle zwei weitere Stunden ins Landesinnere/Eastern Cape Inland. Von Cape Town bis East London sind es übrigens fast 1050 Kilometer, die ich bisher mit dem Baz Bus zurückgelegt habe. Sehr gerne würde ich noch weiter bis Durban pendeln, die Zeit dafür ist allerdings zu knapp und ich bin des Busfahrens mittlerweile auch ein bisschen müde. Die Strecke von CT bis nach DBN beträgt übrigens 1660 Kilometer.
Ursprünglich habe ich geplant, nur eine Nacht im “Away with the Fairies B/P” in Hogsback zu bleiben. Als ich aber unseren Shuttlebus verlasse, die Vögelchen zwitschern und die Frösche quaken höre, wird mir sofort klar, dass ich eine zweite anhängen MUSS. Ausspannen, spazieren, die Eindrücke aufsaugen wie ein Schwamm, mich treiben und mich reinfallen lassen in diese my(s)thische und legendenbehaftete Region, die ich vorgefunden habe. Ich wusste, dass es ein magischer Ort sein, aber nicht, dass dieser mich so sehr in seinen Bann ziehen und festhalten würde.
Gleich am Nachmittag statte ich dem “Fairy Walk” einen Besuch ab und bin – was sonst? – einfach nur begeistert! Plötzlich befinde ich mich in einer völlig anderen Welt, ich kann fühlen, dass “sie” da und rund um mich sind, all die Feen, Zauberer, Hexen, Drachen, Zwerge, Riesen und Hobbits 🙂 Ja, Hobbits! Es wundert mich keineswegs, dass – glaubt man den Legenden – Hogsback angeblich J. R. R. Tolkiens Inspiration für seinen “Hobbit” und “Herr[n] der Ringe” gewesen sein soll. Als geborener Südafrikaner hat der britische Autor seine Kindheit und Ferien hier in diesem zauberhaften Ort verbracht. Ich bin in Mittelerde, yeaaaah!
“Be careful when you’re out walking in the mountain because naughty fairies easily lead you astray”, warnt mich mein Reiseführer in entzückend-unheimlichem Ton vor. Tja, was soll ich sagen? Diese naughty ones haben mich ja bereits auf wundersame Weise von meinem ursprünglichen (Reise-)Weg abgebracht! 🙂
Der Feen-Weg entführt mich, wie schon erwähnt, in eine völlig andere Welt. Es ist einfach nur fantastisch, märchen- und fabelhaft, zwischen den Skulpturen herumzuwandern. “This Fairy Walk has brought healing and tranquility to many people”, lese ich in der kleinen Wanderbroschüre “Experience the wonders of Hogsback”. Hogsback, du erinnerst mich an Hogwarts, und ich frage mich, ob vielleicht J. K. Rowling – ihrem Landsmann gleich – diese zauberhafte Ortschaft ebenfalls schon mal besucht hat. Wie auch immer, meine Zukunft als Fantasy-Bestseller-Autorin scheint allein durch meinen Besuch hier gesichert. 🙂
Beim Frühstück am nächsten Morgen schließe ich mich einer kleinen Wandergruppe an, die einen Hike durch die “Tyume indigenous forests” mit dem finalen Ziel “Madonna and child waterfall” geplant hat. Drei Stunden dauert der Trail, der mich in die Höhen und Tiefen dieses Wunderlandes führt. Die drei kanadischen Krankenschwestern und unser einzig männlicher Begleiter aus den Niederlanden gehen sogar so weit, sich – dort angekommen – unter den eisig kalten Wasserfall bzw. in eins der zahlreich vorhandenen “swimming holes” zu stellen. Ich bin gerade derartig lebensfroh, dass ich es ihnen NICHT gleich tue, denn solche Wassertemperaturen schrecken mich defintiv ab. Bloß nichts riskieren.
Die Zeit bis zu unserer Ankunft verbringen sie damit, sich gegenseitig ihre höchstpersönlichen außergewöhnlichsten (weil nicht erfolgreichen) Tinder-Date-Erfahrungen zu erzählen. Hah! Da kann ich mithalten. Als ich ihnen meine einzige Tinder-Story erzähle, bei dem ich mit meinem Date bei Ikea gelandet bin (weil er Fleischbällchen essen wollte…), löst schallendes Gelächter inmitten der sonst so friedlichen Wälder aus. Und mehr noch meine letzte Message an ihn, bevor wir uns verabschieden: “Sorry, ich habe heute echt nicht das gefunden, was/wonach ich gesucht habe… bei Ikea, mein’ ich.” Ich wollte keineswegs unhöflich sein, wenngleich ich mir dasselbe auch über ihn gedacht habe. Wie auch immer. Die Geschichten, die die “Jugend von heute” erzählen kann, sind nicht minder lustig/lachhaft und reichen von erst weit später beanstandeten gleichmäßig aufgeteilten Rechnungen bis hin zu Erlebnissen, wo ER SIE drum gebeten hat, einen Staubsauger-Umtausch für ihn zu erledigen. Hah! Ich muss (laut auf-)lachen! People are strange 🙂
Der muddy Wanderweg leitet uns durch verwunschene, farnbewachsene, bemooste und bepilzte Wälder, manchmal leicht, manchmal schwieriger zu begehen. Besonders “(t)he entrances (or exits) are steep and can be difficult for the not-so-fit hiker”, macht uns ein Schild beim Eingang aufmerksam. Ach wie gut, dass meine Wanderschuhe frisch geputzt in meinem Schuhkasten ist Kapstadt stehen, worüber ich mich ein bissl ärgere. Sei’s drum, ich genieße alles, was geht – auch ohne adäquater Ausrüstung.
Zurück in mein Feenreich: Ich bin angekommen. Hogsback ist mein absoluter Lieblingsplatz so far! Joanne K. und John R. R. wissen, was fantastisch ist. 🙂
Wie im Märchen baden lässt sich zudem in einer im Freien aufgestellten Wanne mit direktem Blick auf die Hogsbacker Bergkulisse. Zwar steige ich komplett bekleidet in die Bathtub (um ehrlich zu sein, wünsche ich mir gerade einen Meister Proper, der sie vorab für mich reinigt), bin aber von der Frischluft, der Blütenpracht, die mich umgibt, und den rund um mich schwingenden Samango monkeys und schwirrenden Schmetterlingen derart angetan, dass ich kurzfristig überlege, mich zu entblättern, um nun vollends eins mit Mutter Natur zu werden. So frei und weit weg von aller Negativität habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt – I found my peace here, wage ich zu behaupten! Den späten Nachmittag verbringen wir im tollen “Butterfly’s Bistro”, das mit einer Speisekarte aufwarten kann, die keine Wünsche offen lässt. Was für ein (Un)Glück, dass die beiden Musiker “Roxton met Herki” mit ihrem Auto ausgerechnet in Hogsback liegen bleiben – im Hostel spielen die beiden dann fast eineinhalb Stunden für die momentan eher kleine Backpacker-Gruppe. I am in love with their music. I am in love with Hogsback! You can be sure, I’LL BE BACK!