Gestern [Montag]früh bin ich zu meinem “Garden Route”-Trip aufgebrochen. Kapstadt hat mich bei herbstlichem Niesel entlassen; der Tafelberg versteckte sich hinter einer grauen Wolkenwand, als hätte ihn einfach so jemand aus der Landschaft retouchiert.
Der Beginn meiner Backpacking-Tour gestaltet sich ein wenig mühsam, da ich fast eine geschlagene Stunde auf meinen Baz Bus warte, der eben 50 Minuten behind the schedule eintrifft. Wie auch immer. Alfred, der Fahrer, entschuldigt sich vielmals und ich bin angesichts meines neuen Abenteuers zu aufgeregt, um ihm nur irgendwie böse zu sein oder ihn nach dem Grund/den Gründen zu fragen. Der Bus ist auf jeden Fall fast vollgefüllt. 22 Personen haben darin Platz. Leider sind um 8:45 Uhr alle Passagiere immer noch zu müde, um ein Gespräch zu beginnen. Okay. Ich bin auch die Erste aus der Runde, die den Bus bereits nach knapp sechs Stunden wieder verlässt. MOSSEL BAY (Mosselbaai), here I am!
Wie der Name vermuten lässt, sind hier Muscheln neben der Entdeckung durch den portugiesischen Seefahrer Bartolomeu Dias anno 1488 das Hauptthema. Diese Portugiesen. Überall auf meinen Reisen treffe ich sie. Vasco da Gama, der den Seeweg nach Indien entdeckt hat, und eben Dias bzw. Diaz, der als erster Europäer auf der Suche nach dem Seeweg nach Asien die afrikanische Südspitze umsegelt hat (Kap der Guten Hoffnung) und schließlich in Mossel Bay an Land gegangen ist.
Bartolomeu Dias … Der Arme, ich sehe gerade, dass die Figur keine Hände mehr hat. Ich glaub nicht, dass das Abbild der Wahrheit entspricht…
Im gleichnamigen (Bartolomeu Dias) Museum schaue ich mir die Details seiner Reise an. Begeistert bin ich auf jeden Fall von der Nachbildung seiner Karavelle, einer Nussschale gleich, mit der er das gemeistert hat. Und auch über das erste Zusammentreffen mit den indigenen KhoiKhoi, die die Crew – darf man den Aufzeichnungen Glauben schenken – mit Pfeifenspiel empfangen haben sollen.
Das Muschel-Museum (Shell Museum) schaue ich mir natürlich auch an. Besonders angetan bin ich hier von den Rock Lobsters, die gerade frische Muscheln gereicht bekommen. Klingt delikat. Und ist es ganz offensichtlich auch, wenn man sie beobachtet, wie es ihnen mundet.
Zwischen den beiden Museen steht ein weitläufig verwurzelter Milkboom Tree, in dem die Seefahrer Nachrichten für nachkommende Schiffe hinterlassen haben. Der Baum ist wirklich uralt und muss von einer Steinmauer gestützt werden.
Mossel Bay gilt als das inoffizielle “Eingangstor” zur “Garden Route”, die wohl meistbesuchte Touristenstrecke in Südafrika. Kein Wunder, ich bezeichne sie schon jetzt, also noch am Anfang meines Ferien-Trips als die “grüne Lunge” des Landes, die ganz im Gegensatz zum Western Cape mit reichlichen Regenfällen und dementsprechend üppigem Grün zwischen Wäldern, Schluchten, Seen, Flüssen und Lagunen aufwarten kann. Das alles zeigt sich mir linkerhand der bekannten N2, die ich ja Anfang Dezember vergangenen Jahres schon mit Lee, Khaya und Marley des Nächtens bis Grahamstoen durchgefahren bin. Und rechts davon erstreckt sich der (warme) Indische Ozean mit seinen kilometerlangen Stränden und entzückenden Buchten. I am in love!
Insgesamt verbringe ich 23 1/4 Stunden in der Muschelbucht. Nachdem ich in der inmitten eines botanischen Garten gelegenen “Park House Lodge” (erbaut 1860) eingecheckt habe, mache ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem. Bald schon springt mir das “Santos Express” ins Auge. Dabei handelt sich um einen zu einem Restaurant/Pub umgebauten Zug, der nur 30 Meter von der Munro’s Bay, Dias’ historischer Landestelle, entfernt liegt. Der Ausblick ist dementsprechend traumhaft, und das Lokal bietet neben Meeresspezialitäten auch typisch südafrikanische Küche. Ich habe dort zum ersten Mal “Bobotie” probiert – btw danke an Lisi und Rene für den Tipp! 😉 In den 1.-Klasse-Waggons kann man auch übernachten. Leider waren sie schon ausgebucht, weshalb ich eine Alternative suchen musste.
Zurück in der “Park House Lodge” (4-Sterne-Hostel), erfahre ich, dass ich heute der einzige Gast im Backpacker bin. Ich habe somit ein riesiges Haus und einen Garten nur für mich alleine. Und auch die zwei mit Bier, Wein etc gefüllten Kühlschränke (“Honesty Bar”) stehen mir alleine zur Verfügung. Den Abend verbringe ich FM4-lauschend aber bald in der Horizontalen.
Der Baz Bus holt mich Dienstag am frühen Nachmittag auf die Minute genau ab. Weiter gehts nach KNYSNA. Abermals ein Ort, der für seine Meeresfrüchte berühmt ist. Hauptthema hier sind Austern (Oysters). Es mag heidnisch klingen, aber abends habe ich mich für ein klassisches Sushi entschieden. 😉