(Dienstag) – Braun bin ich. Fast schokoladenbraun. Die Sonne sticht und die Luftfeuchtigkeit ist immens – und eben diese klimatischen Bedingungen gefallen dem Kakaobaum ganz besonders. So ist das Umland von Baracoa für seine Kakaoplantagen bekannt. Der Schokoladenduft liegt sogar in der Luft (vor allem in der Nähe der Schokofabrik, in der diese wunderbare Leckerei produziert wird), und in der Gegend fließt tatsächlich der sogenannte “Rio Miel” (Honigfluss), der zwar nicht honigsüß ist, aber ein wunderbares Bild des Schlaraffenlandes abgibt, in dem ich mich gerade befinde. Da, wo sich Meer und Dschungel treffen, esse ich zum ersten Mal “Fisch in Schokoladensauce” – und bin begeistert.
Überhaupt weist Baracoa viele regionale Spezialitäten mehr auf, zB “Cuchurucho”, eine Mischung aus Kokosmilch, Kakao, Fruchtpüree und Zucker – ein Stanitzel (made of Bananenblättern) beinhaltet schätzungsweise 30 BE, ist also seeeeehr süß und dementsprechend gehaltvoll.
Mit einem solchen ausgestattet, begebe ich mich auf eine kleine Tour durch den “Parque Nacional Alejandro de Humboldt” (66.000 Hektar groß, seit 2001 Weltnaturerbe), der ca. eine Stunde Fahrt von hier entfernt liegt. Gabriel, unser Guide, führt uns vier Stunden durch die Wildnis, die einfach einzigartig ist. Spechte, Salamander, Reiher, Krabben, Frösche, Kolibris unterschiedlichster Art. Allein fünf oder sechs unterschiedliche Salamander bekommen wir zu Gesicht – und (mein absolutes Highlight) den kleinsten Frosch der Welt. Der schwarze, gelb umrandete Winzling ist ungefaehr so groß wie mein kleiner Fingernagel und hüpft nur auf Kuba (=endemisch). Auch der Nationalvogel Kubas, der Tocororo, mit seinem blau-weiß-rotem Gefieder (Kubaflagge) lässt sich blicken. Je tiefer wir in den Dschungel kommen, desto schmaler werden die roterdigen Pfade, desto vielfältiger werden Fauna und Flora. Es ist ein ganz besonderes Erlebnis zwischen all den Kokos- und Königspalmen, Kakteen, Ananassträuchern, Mahagonipfĺänzchen sowie Bäumen und Früchten, deren Namen ich mir nicht gemerkt habe, rauf- und runterzuklettern. Wieder kommt mir Kolumbus in den Sinn, der 1492 behauptet, nie zuvor ein schöneres Land gesehen zu haben.
Gegen Mittag pausieren wir an einem idyllischen Flussufer, genau dort nämlich, wo der Rio Toa ein Bassin bildet, das tief (2m) genug ist, um hineinzuspringen. Und ganz klar: Das Wasser ist dort glasklar. Ich komme mir vor wie Jane. Außer all den Tieren um uns sind wir ganz allein. Erfrischung pur. Im Fluss neben/unter mir schwimmen Fischleins, denen Cuchurucho ebenfalls gut schmeckt.
Am Weg zurück machen wir Halt am Playa Maguana. Nur zum Schwimmen. Sandstrand, ein paar Königspalmen und azurblaues, bacherlwarmes Wasser. Ich genieße die Abwechslung total: Erst kalt und süß, dann warm und salzig.
Apropos Meer: Vor der Festung La Punta am Ende von Baracoa liegt ein altes, vor sich hinrostendes Wrack eines Frachtschiffes. Stundenlang könnte ich dem Wasser dort zuschauen, wie es in regelmäßigen Wellengängen dagegen prescht. Wuchtige Wellen gegen ein wuchtiges Wrack.
Heute esse ich zum letzten Mal Pescado mit Schoko, denn morgen (Donnerstag) schon tausche ich das Dschungelparadies am Ende der Welt (bzw. am östlichen Ende von Kuba) gegen den Großstadtdschungel LA HABANA.
Via AeroCaribbean gehts zeitig in der Früh in die Luft. Ich werde dich vermissen, Baracoa, aber ebenso gespannt bin ich auf dich, Havanna!