(Nachtrag, 18.10., Porto) – Nun, die Nacht in Rates wird mir bestimmt in besonderer Erinnerung bleiben… Wie befuerchtet ist tatsaechlich kein weiterer Peregrino, der mich aus dem Alleinsein in dieser mehr als merkwuerdigen, aber durchaus freundlichen Albergue gerissen haette, mehr in Rates aufgetaucht. Rates – ein portugiesisches kleines Nest mit einer nicht-bewirtschafteten, dafuer aber dennoch hoechst gepflegten Herberge und einem sich durch den ganzen Ort schlaengelnden Kopfsteinpflaster, das mir ebenso immer in Erinnerung bleiben wird, da ich dadurch jedes Fahrzeug (in erster Linie Traktoren…), das durch gefahren ist, schon von Weitem anrollen gehoert habe…Grmpf. Den Abend habe ich mir also alleine im Herbergs-Wohnzimmer, eingerichtet und ausgestattet mit (teils zerschlissenen) Lederfauteuils, einer umfangreichen Bibliothek zum Thema Caminho und einer Stereo-Anlage mitsamt Moenchschoral-Cds, die zum (Weiter-)Gehen motivieren sollen. Irgendwie alles mulmig, und das flaue Gefuehl im Magen hat sich die ganze Nacht ueber gehalten, obwohl mir die zwei jungen Hospitaleros, die abends dann noch einen Sprung nach dem Rechten gesehen haben, versichert haben, dass ich mich ganz ganz “save” fuehlen koenne. Bevor ich mich also ins Land der Traeume begeben habe, habe ich die Zeit der Ruhe fuer ein eingaengies Studium meines Reisefuehrers genuetzt. Immerhin ist Planung und Organisation alles ;-).
Die Strecke tags drauf war wieder einmal eine der laengeren. Insgesamt 25 km habe ich bis Campos Verdes (Gruene Felder), genau genommen ins Industriegebiet von Maia benoetigt. Eigentlich waren nur 21 km angegeben, aber sowohl der Umweg, den ich aufgrund einer eingestuerzten Bruecke (Ponte do Ave) in Kauf nehmen musste, als auch der laenger als geplante Weg zum naechsten Quartier haben sich dann drauf geschlagen. Und selbst, wenns wenig klingt… wenn man schon den ganzen Tag auf den Beinen ist, und so Mini-Etappen wie die des Vortages gewoehnt ist, machen sich diese wenigen 4 km durchaus bemerkbar.
Apropos Quartier… durch widrige Umstaende (…es gibt scheinbar Hoteliers, die nicht unbedingt geschaeftstuechtig erscheinen, wenn sie potentielle Gaeste vor die Tuer setzen…angeblich war er ausgebucht, hat aber nicht so ausgesehen…naja, diskutieren konnte ich ja aufgrund der Sprachbarrieren nicht mit ihm) bin ich wieder in einem (anderen, wesentlich besseren!) aeuszerst schicken, pilger-untypischen Hotel gelandet, das mich nach dieser zermuerbenden Tour (hauptsaechlich entlang der stark befahrenen N-306-Landstrasze) und nach den Entbehrungen der letzten Tage wieder ins normale Leben zurueck geholt hat. Empfangen wurde ich im Zimmer naemlich von einem fetten FlatScreen, wo ich mir sodann in voller Lautstaerke einen “Best-of-Black-&-White-Videos”-Countdown, den Madonna mit “Vogue” fuer sich entschieden hat, reingezogen hab! – Die Zivilisation hat mich wieder!