(Nachtrag zu Athen; 24.5. – 28.5.07) – Wer Eulen nach Athen trägt, gilt schlichtweg als Trottel, habe ich vor einiger Zeit schlau in meinem Blogbeitrag “Was bringt’s, Eulen nach Athen zu tragen?” verlautet. Im übertragenen Sinne haben meine Lieblingsschwester Nina und ich nun auch genau das getan, denn wenn man sich die Unerhörtheiten der Athener in Erinnerung ruft, dann haben wir dieser Stadt schon eine ganze Menge “Eulen” (respektive Geld; siehe die griechische Ein-Euro-Münze) in den Rachen geworfen. Begonnen hat alles mit einer simplen Taxifahrt, die uns vom neuen Athener Flughafen in unser Innenstadt-Hotel (im Übrigen sehr zentral, mit Balkonblick auf die Akropolis gelegen) geführt hat. Gekostet hat uns dieser Spaß nämlich doppelt soviel als eigentlich üblich.
Es ist ein Jammer, dass es Menschen gibt, die andere derartig aufs Kreuz legen/übers Ohr hauen, und noch viel schlimmer, dass man selber dann über seine eigene Blödheit so lange Gedanken verschwenden muss. Egal.
Also: Athen! Athen hat sich verändert, hat sich aus dem “Village”, wie es der halsabschneiderische Taxilenker bezeichnet hat, zu einer Metropole (von sage und schreibe 4 Mio. Einwohnern) hoch entwickelt. Jaja, since the Olympic Games … seit 2004 ist alles anders. Über der lauten, hektischen und lärmenden Millionenstadt am Peloponnes hängt eine Smogglocke, die zum Fürchten/Husten bzw. Speiben (weil Kopfweh-verursachend) ist. Die erhöhte Luftschadstoffkonzentration bewirkt obendrein, dass die antiken Überreste der Kulturdenkmäler, wegen welcher die Touristen zu Tausendsten in die Stadt kommen, langsam aber sicher zersetzt werden. Die Athener sind sich dieser Tatsache bewusst. Um die Zerstörung nicht noch schneller voran zu treiben, passen sie auf ihre Attraktionen, die ja die Kulturlandschaft Europas entscheidend geprägt, aber meiner Meinung nach ihren ursprünglichen Glanz – nicht zuletzt wegen der darauf befindlichen Graffitis – schon vor langer Zeit eingebüßt haben, wie Haftlmacher auf. Sofort ertönt ein Pfiff, wenn man sich zu nah an einen Stein heranwagt, wenn man sich, weil einem die Smog-Luft schwer zu schaffen macht, einen Schluck aus der Wasserflasche gönnt, wenn man sich für dumme Fotos, die von den Haftlmachern aber als Blasphemie und/oder als Respektlosigkeit empfunden werden, in Pose wirft etc. – Als Tourist bekommt man es richtig mit der Panik zu tun, wenn wieder jemand ermahnt und gescholten wird. Die Götter und auch die Athener sind schnell erzürnt – dem sollte man bei allem was man (nicht) tut eingedenk sein.
Athen ist eine Stadt, die gegensätzlicher nicht sein kann. Auf der einen Straßenseite türmen sich die Müll(sackl)berge bis auf Höhe der zweiten Etage, auf der anderen Seite reinigen die Arbeiter selbst am Feiertag die monströsen Auslagescheiben der horrend-preisigen Haute Couture-Shops. Auf der einen (Schatten-)Seite streunen die verlausten, vor Dreck strotzenden Hundewelpen durch die Straßen, auf der anderen (Sonnen-)Seite übt sich die Athener Haut-Vollée gekonnt darin, den Tennisball per Volley übers Netz zu spielen.
Es erübrigt sich zu sagen, dass Athen dennoch eine Reise wert ist. Es erübrigt sich aber, unnötig Eulen dorthin zu tragen. Dank unlauterer Methoden haben sie davon nämlich genug.